2004 - Radtour2: Krakow - Wroclaw

 

Dies ist der zweite Teil unserer Sommerradtour durch Polen. Nachdem wir letzes Jahr in Tschechien waren und es uns dort gut gefallen hat und außerdem recht preiswert war, wollten wir dieses Jahr ein weiteres ehemaliges Ostblockland kennen lernen.

 

Als Einstieg in Land und Leute haben wir vor unserer individuellen Tour mit Zelt und Packtaschen eine geführte Tour entlang des Dunajec gemacht. Auf diese Tour und den Anbieter sind wir durch das rad-forum.de gekommen. Dieses Forum ist sehr zu empfehlen für alle, die irgend welche Fragen zu Ausrüstung, Land und Leute, Touren, Tipps etc. haben. 

 

Zu dieser ersten Tour gibt es einen Bericht HIER.

 

Allgemeines:

 

  Wer sich Bilder unserer Tour ansehen möchte: Hier sind sie!

 

  Literatur:

 

·       Herbert Lindenberg-Polen per Rad-Verlag Wolfgang Kettler - Band2 Polen Süd - ISBN: 3-921939-74-7

Die Streckenführung haben wir vorwiegend hier entnommen, ist auch weitgehend praktikabel, da eher Nebenstraßen gewählt wurden. Trotzdem sollte man eine Karte neueren Datums haben, weil inzwischen die Nummerierung der Straßen geändert worden ist.

·       Dumont Richtig reisen Polen-Der Süden

·       Michael Müller Verlag - Salter Bousfield - Polen

·       Langenscheid - Sprachführer Polnisch + Universal-Wörterbuch Polnisch

 

  Karten:

 

Haben wir z.T. in Deutschland gekauft (RV-Verlag) bzw. in Krakow bei der Buchhandlung EMPIK am Hauptplatz (Rynek). EMPIK gibt es in fast jeder großen Stadt.

RV-Verlag Euro-Regionalkarte 1:300.000 Blatt Polen 3

danach kann man fahren, weil man die Haupt- und Nebenstraßen unterscheiden kann, alle gelben Straßen sind auf jeden Fall asphaltiert.

Zu touristisch interessanten Gebieten gibt es detailliertere Karten. Wir benutzten die "Mapa turysticzna" - JURA  - 1:50.000 - Krakowsko-Czestochowska - Compass-Verlag

In Deutschland bei cstocker@t-online.de (www.campingpolen.de) folgende Karte mit Campingplätzen bestellt (gibt es auch bei EMPIK):

Vom COPERNICUS-Verlag POLSKA MAPA CAMPINGÓW 1:750.000 (5,20 Euro)

 

Über die Adlerhorstroute, die entlang vieler Burgruinen und Schlössern und Felsformationen entlang führt, gibt es eine sehr gute informative Broschüre mit Karte!

 

Als kleinen Luxus leisteten wir uns Stadtpläne (ca. 6,90 Zloty), die wir bei EMPIK kauften.

 

 Übernachten / Campingplätze:

 

Grundsätzlich gibt es Campingplätze nur dort, wo etwas los ist: touristische Brennpunkte (Großstädte), Burgen, Schlösser, an größeren Badeseen.

An Badeseen sollte man aber im Sommer weder Platz noch Ruhe erwarten!

Die Sanitärs sind meist sehr schlicht, aber es gab überall warme Duschen!

An touristischen Stellen gibt es häufig Übernachtungsmöglichkeiten / Zimmer, mit "Pokoje" oder "Noclegi" ausgeschildert.

Mit " Agroturystika" ist Zelten bzw. Übernachten auf dem Bauernhof oder ähnliches gemeint.

Hotels gibt es nicht überall. Die o.g. Karte RV-Verlag Euro-Regionalkarte 1:300.000 Blatt Polen 3 - zeigt sie aber recht vgenau an. Auch die Lage der Campingplätze stimmte immer.

 

 

  Verpflegung:

 

Es gibt in fast jeder größeren Häuseransammlung / Dorf einen winzigen Laden(Sklep), der aber die wesentlichen Lebensmittel führt! Dies Läden sind z.T. auch sonntags geöffnet.

 

 

  Zu den Straßen:

 

Hauptstraßen meiden! (LKWs und rasende Autofahrer-fahren zwar eigentlich rücksichtsvoll, es ist aber kein Radelvergnügen mehr!) Auf Nebenstraßen ist es ruhig. Der Straßenzustand ist nicht immer der beste, ließ sich mit unseren 25 kg Gepäck pro Person aber fahren.

 

 

 

 

Unsere Etappen:

 

31.07.04                 Krakow - Ojcow               30 km                     heiß

 

Strecke:

 

 

 

  Besonderheiten:

 

Route der Adlerhorste: Juragebirge, interessante Felsen, Burgen bzw. Ruinen, die früher mal hier die Grenze gesichert haben, touristisch interessant

 

   Übernachtung:

 

 

  Verpflegung:

 

 

 

 

01.08.04                 Ojcow - Podzamcze         51 km                     heiß

 

Strecke:

 

 

 

  Besonderheiten:

 

 

  Übernachtung:

 

 

 

  Verpflegung:

 

 

 

 

02.08.04                 Podzamcze - Zawiercie - Czestochowa         14km           heiß

 

Strecke:

 

 

 

  Besonderheiten:

 

Die erste Erfahrung mit dem polnischen Nahverkehrszug: Packwagen am falschen Ende gesucht, hetzten zum richtigen Wagen, wurden nur beäugt beim Einladen, keiner machte Anstalten zu helfen, im Packwagen saßen Leute, die ,wie eigentlich überall, Bier als natürliches Getränk schon recht früh bzw. den ganzen Tag über tranken, wir kamen uns angesichts der Armut schon ziemlich fehl am Platze vor

 

    Übernachtung:

 

 

  Verpflegung:

 

Endlich gab es die beliebten Nudeln mit roter Sauce vom Campingkocher (übrigens: in Polen ist Sauce Bolognese absolut fleischfrei - also eher Napolitana)

 

Czestochowa:

 

Alles konzentriert sich auf Jasna Gora, den Klosterhügel. Dorthin führt eine breite Allee, die NMP. Es lohnt sich, diese ca. 2 km lang Straße abends mal auf und ab zu gehen und dabei in die "Hinterhöfe" zu gucken. Oft sind dort Wohnbereiche, manchmal befinden sich dort Kneipen o.ä., wo man gemütlich etwas trinken kann. An dieser NMP befinden sich auch das Tourist Office und EMPIK (der Buchladen).

Um den Hügel herum befinden sich riesige Busparkplätze, die dauernd von voll beladenen Reisebussen angefahren werden. Man kann sich ausmalen, was hier los ist, wenn ein wichtiger Marientag ist und zig-tausend Pilger sich hier drängen.

Selbst an einem unbedeutendem Datum wie jetzt sind in allen Bereichen Messen für die vielen Besucher. Wir haben demzufolge die Schwarze Madonna nur von Weitem gesehen, da wir dort nicht die vielen oft auch jungen andächtigen Menschen durch bloßes Angucken stören wollten.

Es lohnt sich trotzdem auf jeden Fall, diesen Komplex anzuschauen.

 

Andere Verrückte:

 

Es gibt in dieser Gegend nur sehr wenig Radwanderer, die so wie wir mit vollem Gepäck reisen.

Wir haben zwischen Krakow und Wroclaw nur die oben erwähnten Ungarn und ein französisches Ehepaar getroffen. Die Franzosen trafen wir auf dem Campingplatz hier.

Sie kommen aus Amiens und sind mit dem Zug nach Warschau gefahren und von dort aus mit den Rädern über Lodz nach Czestochowa. Warschau hat ihnen gut gefallen und Lodz soll auch sehr schön sein.

Sie wollen weiter nach Krakow und vielleicht noch irgendwie nach Prag.

 

 

 

03.08.04       Rundfahrt durch das Gebiet der Adlerhorstroute   59 km           Gewitterwetter

 

Da wir gestern Nachmittag einen Waschtag eingelegt hatten, bot es sich an, die Gegend ohne Gepäck zu erkunden!

Anhand der in Krakow gekauften detaillierten 1:50.000 Karte wollten wir einige der Burgruinen angucken. Es stellte sich heraus, dass die meisten allerdings weit weniger spektakulär waren als die bereits gesehenen. Dafür hatten wir eine Tour, die zunächst uns durch relativ viel Wald führte, später auch durch landwirtschaftlich genutzte Gebiete. Es ging wieder ziemlich berauf und bergab, aber mit Schmackes runter machte Spaß und brachte uns gute Stücke wieder hoch. Vor Biskupice ging es ziemlich lang bergauf, dafür hatte man eine Rundumaussicht von oben.

 

Strecke:

 

 

   Besonderheiten:

 

 

  Übernachtung und Verpflegung:

 

siehe Vortag

 

 

 

04.08.04                 Czestochowa - Przystajn 35 km + 5km am Ort                  sehr heiß

 

Strecke:

 

 

   Übernachtung:

 

 

   Verpflegung:

 

Haben dort auch abends gegessen, Snycel mit Frytki, lecker und mit sehr aufmerksamer Bedienung, die uns mit einem polnischen Wortschwall eindeckte, obwohl wir hilflos die Schultern hochzogen. Nachdem wir dann mit dem Wörterbuch die Speisekarte analysiert hatten, ging die Verständigung mit Händen und Füßen besser.

Haben am nächsten Tag für das Frühstück (das man sich selber zusammen stellen muß) 18,40 Zloty bezahlt.

 

   Besonderheiten:

 

 

 

 

05.08.04                 Przystajn - Dobrodzien - Staniszcze Wielkie 48,5 km                  sehr heiß mit Rückenwind

 

Strecke:

 

 

  Übernachtung/ Verpflegung:

 

Wir hatten die Gelegenheit, eine Ex-Schülerin, die bei ihrer Großmutter in Polen die Ferien verbrachte, zu besuchen.

Wir wurden sehr herzlich aufgenommen und haben interessante Gespräche geführt. In dieser Gegend ist der deutsche Anteil der Bevölkerung recht hoch, aber vor allem die jüngeren Leute gehen/gingen weg nach Deutschland, so dass auf den Dörfern nur noch die älteren Leute sind.

Jetzt aber sahen wir viele junge Leute, die -wie unsere Ex-Schülerin - ihre Verwandten in Polen besuchten.

 

   Besonderheiten:

 

Die heute durchfahrene Gegend macht einen etwas wohlhabenderen Eindruck als die Gegend um Czestochowa.

Dobrodzien ist eine gefällige kleine Stadt mit Marktplatz und der Möglichkeit dort einzukehren.

Wir wurden zweimal sehr freundlich und erstaunt von Leuten (deutsch) angesprochen, die hier bei ihren Verwandten zu Besuch sind, und die uns ihre Kentnisse/Hilfe anbieten wollten.

 

 

 

06.08.04                 Staniszcze Wielkie - Opole - Niemodlin         64 km                     sehr heiß mit Rückenwind

 

Strecke:

 

 

   Besonderheiten:

 

 

   Übernachtung / Verpflegung:

 

 

 

 

O7.08.04                Niemodlin - Nysa             54 km                    wieder sehr heiß mit Rückenwind

 

Strecke:

 

 

   Besonderheiten:

 

 

  Übernachtung:

 

Zuerst haben wir todesmutig unser Zelt auf besagtem Campingplatz in Skorochow kurz hinter Nysa aufgebaut (14,80 Zloty ), der gegen Mittag - es war ja auch Samstag - schon ziemlich voll war. Das wäre nicht so schlimm gewesen, aber jeder von den zig meist jüngeren Leuten hatte einen laufenden Ghettoblaster und eine ordentliche Versorgung mit Piwo - an Nachtruhe irgendwann war nicht zu denken. Nachdem wir im Stausee gebadet hatten, was sehr angenehm war, haben wir kurzerhand alles wieder eingepackt (da wurde zu unserer Bestätigung gerade die Disko, die sich in einer Scheune verborgen hatte laut eröffnet) und sind geflohen.

Etwas mutlos guckten wir uns das örtliche Hotel an und kurvten noch etwas herum, wobei wir per Zufall unsere Herberge fanden: Villa Navigator. Das war nun ein Glückstreffer: eine nette, ruhige Frühstückspension in einer Villa von 1908, die von einem interessanten Ehepaar geführt wird: er: Maler und Gedichteverfasser, sie: hatte "theoretische Mathematik" studiert und sprach fließend deutsch. Es gab ein sehr liebevolles, reichthaltiges Frühstück mit Unterhaltung. (150 Zloty für zwei Personen)

 

  Verpflegung:

 

 

 

 

08.08.04                 Nysa - Grodkow - Brzeg            62 km          heiß

 

Strecke:

 

 

  Besonderheiten:

 

 

  Übernachtung:

 

Hotel Piast - 130 Zloty mit Frühstück, stickig, Betten, auf denen man immer herunterrollte, eher laut

 

  Verpflegung:

 

Schon wieder Pizza und Piwo

 

 

 

09.08.04.                Brzeg - Wroclaw              55km           heiß

 

Strecke:

 

 

   Übernachtung:

 

 

   Besonderheiten:

 

 

Wir haben uns zweieinhalb Tage in Wroclaw aufgehalten und sind durch die Straßen gestreift - diese Stadt hat uns sehr gut gefallen. Es herrschte eine positive Atmosphäre, zwar viel Tourismus, aber nicht so hektisch.

Da wir von dort wieder mit dem Zug Richtung Deutschland fahren wollten, sind wir am ersten Voirmittag zum Bahnhof gegangen um die Tickets zu kaufen und um zu schauen, wo der Radwagen ungefähr hält.

Als der Zug dann mit Verspätung ankommt, staunen wir nicht schlecht: wer steigt aus? Die Franzosen, die wir in Czestochowa getroffen haben. als wir sie auf französisch ansprachen, waren sie aber noch erstaunter. Wir haben abends gemeinsam "im besten Haus am Rynek" gegessen und viel erzählt. In dem Lokal -dem Dwor Polskie - haben auch viele Prominente schon gegessen: der Papst, Thierse, Walesa, Kohl...

 

 

Fazit:

 

Die Routenführung entsprang ursprünglich einem Fernsehbericht über Schlesien, der sehr stark auf die Städte einging und die wunderschönen Bauten zeigte. Daraus entwickelten wir einen Tourverlauf, der in 2-3 Wochen realisierbar sein sollte.

 

Obwohl wir uns lange mit den verschiedenen Unterkunftsmöglichkeiten beschäftigt hatten, hat uns die Realität doch stark überrascht. Entlang der weitgehend untouristischen Strecke zwischen Krakow und Wroclaw gibt es kaum Campingplätze und die vorhandenen Hotels waren sehr schlicht. Außerdem schlafen wir generell beser in unserem gut durchlüfteten Zelt.

 

Auf Grund der relativen Armut in der Region gibt es auch kaum Cafes oder andere Lokale oder Möglichkeiten in den Orten, in die man sich mal setzen könnte.

 

In den beiden oben genannten Punkten lag der Grund, dass wir zwischenzeitlich etwas mit diesem Urlaub gehadert haben. Aber eine Radreise ist immer auch eine Abenteuerreise und eher unter Bildungsurlaub zu verbuchen.

 

Dafür sind wir überall sehr herzlich empfangen worden und waren überrascht von der Menge an historischen Bauten in den Städten. Viele davon sind schon restauriert - sehr viele schlummern noch in einem etwas verfallenem Zustand.

 

Sehr von Vorteil war, dass es praktisch in jedem kleinen Örtchen einen Laden gibt. Man musste keinen Vorrat an Lebensmitteln mit schleppen, was bei der Hitze schlecht gewesen wäre.

 

Die Eisenbahnverbindungen sind extrem langsam (aber überall kann man mit dem Rad problemlos mit dem Zug fahren).

 

Vor allem haben wir genau gesehen, wie die Menschen in Polen leben, wie deren wirtschaftliche Situation wirklich ist. Wir haben ein ganz anderes Bild bekommen, als das, was man bei uns landläufig auf Grund der bekannten Vorurteilen hat. Wir haben nie das Gefühl gehabt, Angst um unsere Klammotten haben zu müssen.

 

Insgesamt haben wir uns die ganze Zeit sehr wohl gefühlt in Polen und werden nicht das letzte Mal in diesem Land gewesen sein.