Die Idee

Nachdem uns die Tour Bonn - Wien so sehr gefallen hat und wir uns danach sehr erholt gefühlt haben (obwohl es an den ersten 11 Tagen keinen Tag ohne Regen gegeben hatte), suchten wir wieder eine Strecke, die entsprechend lang sein sollte und auf der man ohne ständiges Suchen immer weiter fahren konnte.

Dabei bin ich zunächst auf die Idee gekommen, die Moldau von der Quelle bis zur Mündung in die Elbe und dann weiter die Elbe entlang zu fahren bis ..... Der Plan war für Sommer 2002 gefasst, konnte aber aus verschiedenen Gründen in dem Jahr nicht umgesetzt werden!
Gut so! Im August 2002 gab es das fürchterliche Hochwasser an Moldau, Elbe und anderen Flüssen der Region!
Nachdem ich mich später wieder näher mit dieser Streckenführung befasst hatte (Moldau: viele Steigungsstrecken!!!), wurde der Plan geändert in: Die Elbe von der Quelle bis ...?

Hier kann man sich diesen Reisebericht als PDF ohne Bilder herunter laden.


Bilder erscheinen, wenn man auf die roten Textstellen tippt bzw. klickt!


Die Umsetzung

Die Anfahrt

Wie kommen wir an die Elbquelle? Diese Frage war nicht so ganz einfach zu beantworten. Mit Bus und Bahn? Ziemlich umständlich. Mit dem eigenen Auto, das dann dort stehen gelassen würde? Und wie dann wieder das Auto holen?

Mit einem Mietwagen bis dort hin? Gute Idee, aber man durfte keine größeren Autos (nötig für den Transport der Räder) über die Grenze nach Tschechien mitnehmen!
Was tun?

Ein Beitrag im Forum zum Elberadweg brachte uns auf die Idee: unsere Tochter Anne sollte uns dorthin fahren und absetzen ("aussetzen") und dann mit unserem Auto wieder nach Hause fahren.

Es ging also von Göttingen, wo unsere Tochter studiert, über Thüringen und Sachsen nach Tschechien bis nach Vrchlabi am Fuße des Riesengebirges.

Dort wählten wir den 4-Sterne-Camping Lisci Farma, nachdem wir uns eine Alternative mit 3 Dixi-Klos angesehen hatten! (Wir hatten ja noch keinen Vergleich über die Standardausstattung von tschechischen Campings).
Dieser Platz war fest in holländischer Hand (Kommentar eines anderen Touristen: "Die Holländer wissen doch immer als erste, wo es billig ist!").
Tatsache ist, dass es eine sehr nette Atmosphäre auf dem Platz gab und wir uns sehr wohl gefühlt haben. Tatsache ist aber auch, dass dieser Platz der teuerste auf unserer Tour war.



Benutzte Literatur und Kartenmaterial

Inzwischen sind wir dazu übergegangen, uns vor jeder Reise ein ADAC-TourSet zu bestellen (kostenlos für Mitglieder). Vor allem in Prag hat uns das Faltblatt gute Dienste geleistet, um einen ersten Überblick über Lage und Geschichte der Stadt zu bekommen.

Da wir in Köln bei Gleumes nur eine begrenzte Auswahl an Karten gefunden haben und eigentlich detailliertere Karten suchten, sind wir einfach losgefahren und haben uns die nötigen Karten vor Ort gekauft.

Anmerkung zur Schreibweise: Es fehlen die tschechischen Sonderzeichen, da so das Schreiben viel schneller ging!


Tage in Vrchlabi

Tage in Vrchlabi

Zur Akklimatisierung und zum Auskurieren einer heftigen Sommergrippe, die ich mit auf den Weg genommen hatte, blieben wir zunächst drei Tage in Vrchlabi.

Wir besuchten z. B. ein (post-sozialistisch anmutendes) Strandbad am See, wo wir an dem zugehörigen Kiosk ein Schild mit dieser Aufschrift (tschechisch und deutsch) fanden: "Wir danken den Jugendlichen, dass sie nicht nach alkoholischen Getränken verlangen."

Wir guckten uns den Ort Vrchlabi mit seinem Schloss an, wo wir uns beim Umtausch in tschechische Kronen bös übers Ohr hauen liessen - wer lesen kann, ist klar im Vorteil! Nur haben wir erst zu spät die sehr klein gedruckten Geschäftsbedingungen gelesen. Den guten Kurs bekommt man erst oberhalb einer bestimmten Summe!

Wir fuhren mit dem Bus hach Spindleruv Mlyn hoch und wanderten zur Elbquelle im Riesengebirge.
Die Elbquelle besteht eigentlich aus einer Hochmoorfläche, aus der sich viele Rinnsale zu der eigentlichen Elbe sammeln. Damit man aber einen Anziehungspunkt für die Touristen hat, hat man einen Punkt zur offiziellen Elbquelle ernannt und dort einen hässlichen Betonring drum herum gebaut.
Diese Wanderung sollte man, wenn man die Elbe von der Quelle aus bereisen will, durchaus machen.
Man sieht, dass der Ort Spindleruv Mlyn vom Wintersport lebt, man sieht, wir stark die Waldschäden durch den sauren Regen im Riesengebirge sind, man sieht auch, wie viel schon dagegen getan wird.
Man sieht vor allem auch die Landschaft des Riesengebirges.



Mittwoch, 13.08.2003 Vrchlabi - Dvur Kralove 34 km

Endlich "on the raod"! Es ist immer noch heiß, wie schon in der vorigen Woche. Dazu ist es noch schwül. Wir fahren vorwiegend auf kleineren Landstraßen, die grob dem Lauf der Elbe folgen. Vorher haben wir uns eine regionale Karte gekauft, damit wir unsere Route finden.
Es gibt heute lange Steigungen und lange Abfahrten.
In Nemojov essen wir in der örtlichen Dorfwirtschaft. Als wir verständnislos auf die Worte der Speisekarte gucken, gibt man uns eine mit deutscher Übersetzung! Gottseidank!

Irgendwo sehen wir auch ein Schild "Labska Trasa" Nr 24 (Elberadweg), verlieren aber später die Route wieder.
In Dvur Kralove erkundigen wir uns nach einer Unterkunft, da es hier in der Nähe keinen Campingplatz gibt. Man vermittelt uns ein ganzens Haus! Eigentlich werden hier mehrere Zimmer vermietet, aber heute Abend sind wir die einzigen Gäste! Ganz schön feudal!

Wir kaufen in einem riesigen Billa-Supermarkt ein. Die Globalisierung läßt grüßen! Überhaupt werden wir in Tschechien sehr oft auf bekannte Marken treffen: Billa, Plus, Penny Markt, Spar, Carrefour.... Ob das für den Aufbau der tschechischen Wirtschaft so gut ist?



Donnerstag, 14.08.2003 Dvur Kralove - Hradrec Kralove (Königgrätz) 50 km

Rudi geht Brötchen für das Frühstück holen und braucht erstaunlich lange! Kein Wunder! Er hat erst einmal ein Wörterbuch gekauft! Wir waren vor der Tour der Meinung gewesen, dass man auch ohne auskommt, aber weit gefehlt! Man kann so gar nicht raten, was die Worte bedeuten, da zu keiner der uns bekannten Sprachen eine Ähnlicheit besteht!

Es geht weiter auf kleineren Straßen; einmal versuchen wir, einen fluss-nahen Weg zu befahren, der sich aber als eher mountainbike-tauglich erweist und der für unsere Räder mit dem ganzen Gepäck nicht brauchbar ist.

Nachdem wir gestern schlechte Erfahrung mit dem Aufeinandertreffen Tschechen - Deutsche gemacht haben (als man uns als solche identifiziert hatte, war man nicht mehr sehr hilfsbereit), gibt es heute und auch später eigentlich nur sehr nette Begegnungen.
Eine Dame macht sich sehr viel Mühe, uns sowohl deutsch als auch englisch den Weg zu erklären; in Jaromer werden wir von einem Ehepaar angesprochen, das sich dann lange mit uns unterhält, man kann gebrochenes Deutsch, die Dame des Hauses hat Verwandte in Neustrelitz.

Der Camping in Hradrec Kralove ist auch typisch post-sozialistisch! Angefangen von der Rezeption, die eher an ein Grenzhäuschen erinnert, über die Freiluft-Sanitärs bis zu der Dusch-Öffnungszeit! (geöffnet von 7.30 - 10.30 und 18.30 - 21.30)
Da wir aber gegen 16.00 Uhr ankommen und vollkommen verschwitzt sind, bleibt uns nichts anderes übrig, als im angrenzenden Badesee "zu duschen". Und das Komische ist, so schlimm ist das gar nicht! Geht auch! Diese Erfahrung machen wir mehr und mehr und man wird so manches Mal nachdenklich. Die Tschechen sind bestimmt nicht so wohlhabend wie viele Deutsche, aber sie erscheinen viel fröhlicher und positiver!

Es mag zwar viel weniger Komfort auf den tschechischen Campingplätzen geben, aber eines gibt es immer: die Möglichkeit, ein frisch gezapftes kaltes Bier zu bekommen! Und das zu einem Spottpreis (0,5 l für 0,50 €).

Der Campingplatz in Hradrec Kralove wird von zahlreichen Tschechen frequentiert. Abends braut sich ein heftiges Gewitter zusammen und danach sind leider viele Zelte der Tschechen zerfetzt und landen im Müll.
Der Strom der Campingplatzkneipe fällt aus, und das erste, was wieder ans Laufen gebracht wird, ist die Möglichkeit, Bier zu zapfen!
Ansonsten sitzen wir bei Teelichtern und unterhalten uns die halbe Nacht mit einem Rostocker, der gerade über Polen aus dem Baltikum kommt, und philosophieren über die deutsche Sattheit und die Unkompliziertheit der Tschechen, die Bereitschaft z.B. der Esten, sich auf etwas Neues einzulassen, zu leisten.



Freitag, 15.08.2003 Hradrec Kralove - Prelouc 55 km

Zuerst schauen wir uns Hradrec Kralove an. Das ist eine sehr schöne Stadt! Es gibt viele alte Häuser, manche zeigen noch die Vernachlässigung durch das alte Regime, viele davon sind aber schon sehr liebevoll restauriert, Und es gibt Jugendstil ohne Ende! Und wieder treffen wir auf Schilder wie:"Volksbank".

Es ist wieder sehr heiß heute. In Pardubice wollen wir eigentlich auf den Campingplatz gehen, aber als wir die Mengen der Jugendlichen sehen, die mit Sack und Pack und Ghettoblastern dort hin ziehen, fahren wir lieber weiter. Es war wohl ein Hip-Hop-Festival dort, dafür fühlen wir uns zu alt.

Pardubice hat einen sehr schönen restaurierten Marktplatz, der von alten Häusern umgeben ist. Verläßt man diesen beschaulichen Platz, ist man sofort in einer quirligen Großstadt!

Es geht nun vorwiegend flach durch kleine Örtchen, wo irgendwo immer jemand an seinem Häuschen arbeitet. Auch das ist typisch: es wird viel getan!
Einmal werden wir von einem Tschechen fröhlich zugetextet, wir verstehen kein Wort!

Außer der Hitze gibt es Gegenwind und wir fühlen uns inzwischen unterzuckert, deshalb suchen wir verzweifelt einen Laden, finden aber keinen. Gottseidank haben wir wenigstens genug Wasser mit.

Endlich taucht der erste von zwei Campingplätzen, die wir auf der Karte entdeckt haben, auf! Bei näherem Hinsehen sind das aber nur Badestellen an Baggerlöchern mit Frittenbude und einem Dixi-Klo!
Also, die Karte studiert und in den nächsten Ort gefahren, da soll es ein Hotel geben.
Bei der Ankunft in diesem Ort fragt man sich, warum!
Doch es gibt tatsächlich ein Hotel - wohl auch post-sozialistisch, wenn man die innere Ausstattung betrachtet.
Aber gegenüber finden wir eine neue Pizzeria mit leckerer Pizza und nettem Flair, das hätten wir in dieser Stadt, die so gar keinen Charme hat, nicht vermutet. Man erkennt uns als Touristen und serviert uns selbstverständlich Pilsener Urquell - obwohl (oder gerade weil) es viel teurer ist und uns Staropramen viel besser schmeckt!



Samstag, 16.08.2003 Prelouc - Kutna Hora 43 km

Es ist wieder sehr heiß heute. Zunächst verläuft die Route flach, vorbei an einem bekannten Gestüt, später gibt es wieder Steigungen.
Die Einfahrt nach Kutna Hora verläuft entlang einer befahrenen Hauptstraße, das ist nicht so prickelnd. Man kommt zunächst durch Plattenbausiedlungen und erreicht dann das schöne Zentrum. Dieser Ort scheint international bekannt zu sein, denn hier sieht man auch mal Touristen aus anderen Ländern, Italien, Frankreich z.B.
Es gibt einen beeindruckenden Dom und noch etliche andere Kirchen, die aber teilweise gerade renoviert werden. Später erfahren wir von einer Attraktion, die wir verpasst haben, einem Gebeinhaus, wo die Knochen der Toten zu Kunstwerken gemacht worden sind. Aber das haben wir nicht gewußt und deshalb nicht gesehen! Schlecht recherchiert!

Der Camping ist ziemlich klein und voll, aber der Besitzer ist ein Profi, es gibt alles Wesentliche, z.B. eine Kneipe und man kann Gegrilltes kaufen.



Sonntag, 17.08.2003 Kutna Hora - Prodebary 43 km

Dem Tipp des jungen Mannes aus der Tourist-Info folgend fahren wir an der großen Eisenbahnbrücke in Malin an der Kirche links und können so die unangenehme Hauptstraße vermeiden. Wir fahren entlang der Bahn bis Hlizov, dann bis Stary Kolin und weiter auf Dorfstraßen nach Kolin. Dort geht es Richtung Schwimmstadion und wir treffen wieder auf die Beschilderung "Labska Trasa" Nr 24, der wir bis Podebrady folgen.
Es ist überwiegend schattig, geht viel durch den Wald und meist unmittelbar an der Elbe entlang. Über den Schatten sind wir sehr froh, es ist wieder sehr heiß.

Landschaftlich ist dieser Teil auch schön, nur die Wegqualität ist oft sehr bescheiden. Manchmal ist es mehr ein Trampelpfad mit Schlaglöchern oder Baumwurzeln. Aber wir sind ihn gefahren und das mit je ca. 20 kg Gepäck. Das ist schon ganz schön anstrengend.

Podebrady ist ein Kurort mit Schloss und Heilquelle. Wir geben uns noch ein Eis und eine echte Karlsbader Oblate und genießen den Sonnenuntergang an der Elbe. Der Campingplatz ist typischerweise schlicht, aber es gibt ein Restaurace und die Nacht ist ruhig.



Montag, 18.08.2003 Podebrady - Celakovice 45 km

Bis Nymburk ist der Uferweg asphaltiert! Sollten wir jetzt einen Radweg nach deutschem Geschmack bekommen? Zu früh gefreut!! Die gute Qualität gibt es nur in der Nähe der Städte, danach ist die Labska Trasa wieder Wiesenholperweg! Bei Ostra geben wir den letzten Versuch auf, direkt entlang der Elbe fahren zu können. Hier treffen wir ein Pärchen aus Holland, das die gleiche Erfahrung gemacht hat. Sie kommen gerade aus Brünn und wollen erst mal weiter nach Prag. Im letzten Jahr waren sie 9 Monate unterwegs und sind mit dem Rad durch ganz Europa gereist! Beneidenswert!
Da wir auch nach Prag wollen, verlassen wir die Elbe und fahren in Richtung Prag. Es ist wieder heiß, aber heute wird es zunehmend schwüler, es gibt sogar ein Gewitter und etwas Regen.

In Celakovice hoffen wir, ein Hotel zu finden (So sagt die Karte es!), denn diese Gegend ist nicht touristisch genug für Campingplätze.
Wieder ist der Ort nicht so, dass man ein Hotel dort vermuten wollte. Ein freundlicher Autofahrer zeigt uns den Weg, indem er vor uns her einen Berg hoch fährt und auf ein heruntergekommenenes 8-Stockwerk-Plattenbau-Hochhaus zeigt. Sehr anheimelnd!
Das Hotel stammt von 1965 (laut Fahrstuhl) und seitdem scheint nichts mehr daran getan worden zu sein! Es gibt ungesäumte, z.T. zerrissene Vorhänge, die Fenster sind mit breitem Tesa gegen etwaige Zugluft zugeklebt.
Das Bad: ein Raum mit Klo und Waschbecken-Dusch-Kombination in einem, ohne Vorhang! Wenn man duscht, macht man den Klodeckel und die Tür zum Schlafraum zu, wenn dann reichlich Wasser durch die Türschwellenritze in den Schlafraum läuft - egal!

Aber Celakovice hat mehr zu bieten. Es ist ein Ort der Gegensätze! Hier die sozialistischen Plattenbauten und die entsprechenden Geschäfte, dort liebevoll renovierte Hinterhöfe mit modernen gemütlichen Läden, Cafés.
In einer solchen Ecke finden wir eine hervorragende Pizzeria mit Flair und viel jugendlichem Elan und Geschäftssinn geführt. Sie befindet sich in dem wohl ursprünglichen Teil des Ortes. Dort gibt es neben der Pizzeria auch einen Boule-Platz und einen Biergarten.



Dienstag, 19.08.2003 Celakovice - Prag/Dolni Pocernice 18 km
Mittwoch, 20.08.2003 Prag/Dolni Pocernice

Eine kurze Etappe mit einigen Schauern und viel Gegenwind und Steigungen. Wir wollen Prag von diesem Campingplatz am Stadtrand aus mit Bus und Bahn erkunden. Wir treffen hier sogar das holländische Pärchen wieder!

Nachdem das Zelt aufgebaut ist, fahren wir mit Bus und U-Bahn nach Prag. Was für eine schöne Stadt! Wir setzen uns erst einmal am Wenzelsplatz in ein Café und studieren den Stadtplan, die mitgebrachten Infos, damit wir wissen, wo wir langgehen wollen.
Die vielen Touristen stören uns gar nicht, so viel Flair verbreitet diese Stadt, die für uns wie eine Mischung aus Paris und Wien erscheint. Es gibt jede Menge schöne alte Gebäude und viel Jugendstil. Man muss mehrmals hierher kommen um alles sehen zu können. Wir haben eine 3-Tages-Karte für die öffentlichen Verkehrsmittel und fahren munter mit der Straßenbahn hin und her.

Auch am Mittwoch fahren wir wieder nach Prag und stromern durch die Stadt. Wir gucken uns den Altstädter Ring an, gehen über die Karlsbrücke (Bille findet hier natürlich wieder ein kleines Geschmeide!), sehen das Tanzende Haus, das Repräsentationshaus, wo wir auch einen Blick hinein werfen: Jugendstil satt! Wir finden sogar die Stelle, von der aus man das berühmte Foto mit den vielen Moldaubrücken machen kann. Auf dem altstädter ring gibt es eine interessante Ausstellung unter dem Motto "Coexistenz".
Abends fahren wir müde vom Laufen zum Camping und essen in der dazugehörigen Kneipe.



Donnerstag, 21.08.2003 Dolni Pocernice - Melnik 47 km

Sprach ich schon vom allerletzten Versuch mit der Labska Trasa? Wir sind ja unverbesserliche Optimisten, heute ist definitiv der allerletzte Versuch, bei dem wir über heruntergefallene Äste klettern müssen!

Ansonsten fährt sich die Strecke aber angenehm, aber zuerst müssen wir wieder an die Elbe kommen.(Wir wollten nicht die Moldau entlang fahren, da haben wir gehört, die sei steil, anstrengend und sogar stellenwewise gefährlich.) Nur das letzte Stück nach Melnik geht hoch und ist anstrengend.

In Melnik finden wir wieder das bekannte Kontrastbild: Einkaufszentrum im sozialistischen Stil und Neubau im "neokolonialistischen" Wessi-Stil.

In Melnik fließt die Moldau in die Elbe, es gibt ein Schloss mit schöner Aussicht auf das Tal und den Zusammenfluss.
Der Campingplatz ist in gewohnter Qualität, ein Restaurace gibt es auch. Es gibt auch Jugendgruppen, die in Allerherrgottsfrühe um den Platz rennen müssen - post-sozialistisch? Auf jeden Fall wecken sie uns zu früh!


Freitag, 22.08.2003 Melnik - Litomerice 53 km
Samstag, 23.08.2003 Litomerice

Heute ist es sehr heiß und es gibt wenig Schatten. Anfangs teilen wir uns die Straße mit vorbeidonnernden Lastwagen. Gegenwind gibt es auch. Bille kollabiert fast vor Hitze! Wir machen Pause in Roudnice und kommen dann nach Theresienstadt. Wegen der Hitzebeschwerden, würdigen wir diesen Ort nicht richtig.
Trotzdem sind wir beeindruckt von der irrwitzigen Vorstellung, dass man eine ganze Stadt zum Ghetto gemacht hat, dass man dafür sogar die einheimische Bevölkerung aus diesem Ort vertrieben hat.

Da Theresienstadt recht nah an der Elbe liegt, hat das Hochwasser dort im letzten Jahr auch besonders zugeschlagen.

Genauso, wie auf dem Campingplatz in Litomerice, denn der liegt direkt am Elbeufer. Er war völlig zerstört und ist mit Hilfe von Campern wieder aufgebaut worden.

Die Atmosphäre auf dem Platz ist wieder einmal sehr angenehm.
Man sitzt abends - wo sonst - in der Kneipe auf dem Platz und trinkt das leckere, kühle tschechische Bier. Hier sind einige Radwanderer, manche davon sind "Kampfradler", die Tag für Tag richtig Kilometer kloppen, Zelt aufbauen, Süppchen kochen, schlafen gehen. Morgens sind sie schon fast weg, wenn wir aufstehen. Das wäre nicht unsere Art zu reisen, man will ja schließlich noch etwas sehen und mit Leuten reden! Aber, jeder Jeck ist anders!

Wir machen noch einen Ruhetag in Litomerice, die Hitze hat uns schon ziemlich zugesetzt.

Mit einem Pärchen vom Campingplatz gehen wir zusammen essen. Da in Tschechien auf der Speisekarte immer steht, wieviel Gramm (an Fleisch) das Gericht hat, waren wir bei unserer Wahl ob der angegebenen Zahl etwas verunsichert, ob es denn reichen würde. Sollen wir vielleicht direkt zwei Portionen bestellen?
Wir hatten alle vier ja sooo einen Hunger. Was für ein Glück, dass wir das nicht taten! Das "Riesengebirgsschnitzel" (Spezial) war kaum zu bewältigen, weil es in einer dicken Panade aus Kartoffelpuffer steckte!

Auch in Litomerice spürt man die Geschichte und die frühere K&K-Zeit.



Sonntag, 24.08.2003 Litomerice - Bad Schandau 85 km

Zunächst geht es auf mäßig befahrener Straße Richtung Usti nad Labem. Ein Teil führt direkt entlang der Elbe, dieses Mal wirklich gut befahrbar durch die Böhmische Pforte. Während die Elbe dieses Jahr zu wenig Wasser führt, war es im letzten Jahr hier genau umgekehrt. Überall sieht man an den Häusern, wie hoch das Wasser gestanden hat.

In Decin fahren wir linksseitig weiter. Dieser Weg erweist sich als holpriger Plattenweg aus früheren Zeiten. Als wir mit der Fähre auf die andere Seite fahren wollen, müssen wir feststellen, dass der niedrige Wasserstand der Elbe dies nicht zuläßt.

Inzwischen rücken die Berge der Sächsischen Schweiz näher an den Fluss heran. Beeindruckend!

Eigentlich wollten wir ursprünglich noch ein paar Tage in Tschechien bleiben. Wir hatten uns dafür Hrensko als Etappenziel ausgedacht.
Daran sind wir dann aber schnell vorbei gefahren. Da gibt es nur Kitschbuden, die von Vietnamesen geführt werden, von niedlichem Städtchen keine Spur!

So sind wir unversehens wieder in Deutschland. Schon vor dem Beitritt zu EU ist der Grenzübertritt ohne Kontrolle!

Wir wollen in dem ersten kleinen Ort in Deutschland in einer Pension übernachten und fragen nach. Da kommt der Kulturschock! Die Wirtsleute sind unfreundlich und der Preis ist horrende, das Ambiente der Pension ist erdrückend spießig.
Wir würden am liebsten zurück nach Tschechien fahren, wo die Leute freundlich sind und nicht eine solch muffige Stimmung verbreiten!

Doch wir fahren missmutig weiter, bis wir schließlich auf dem Campingplatz in Bad Schandau im Kirschnitztal landen.
Der liegt nun sehr schön, ist aber ziemlich voll, und es sind vor allem ganz andere Camper als in Tschechien!
Man sitzt vor seinem Caravan und guckt Filme auf dem mitgebrachten Lap-Top. In der Kneipe wird dezent geflüstert, überhaupt ist alles eher dezent!

Zum Duschen benötigt man eine Duschkarte, die man an der Rezeption bekommt, was einem aber keiner vorher sagt. Dann steht man nackig unter der Dusche und wundert sich, warum sie nicht funktioniert! Inzwischen ist die Rezeption nicht mehr besetzt und wir sind auf die freundlich Hilfe von Mitcampern angewiesen, die uns ihre Karte ausleihen.
Die Errungenschaften der Technik! Wie war das gleich mit dem Duschen im See in Hradrec Kralove?



Montag, 25.08.2003 Bad Schandau - Hrensko: Wanderung zum Prebischtor

Letztendlich haben wir uns mit dem Camping in Bad Schandau angefreundet. Auf unserer Wiese sind noch mehr Radwanderer und Wanderer. Der Wirt in der Campingkneipe ist auch sehr nett.

Wir fahren mit den Rädern zum Bahnhof und mit der Bahn nach Schöna, dort mit der Fähre von Deutschland wieder nach Tschechien. wir laufen durch den Wald ca. 1 Stunde hoch zum Prebischtor. Das ist wirklich beeindruckend. Die Felsformationen sind toll und es gibt eine irre Aussicht mit Fernblick von dort oben.

Dienstag, 26.08.2003 Wanderung zur Bastei

Als Geburtstagsgeschenk bekommt Rudi heute einen Ausflug zur berühmten Bastei geschenkt. Es geht wieder mit den Rädern zum Bahnhof, von dort mit der Bahn bis nach Rathen. Dort gehen wir hoch zur Bastei. Auch wenn es hier recht voll ist, muss man sagen, dass sich diese Wanderung durchaus lohnt. Man muss unbedingt die Felsenburg Neurathen besuchen. Da gibt es einen Rundweg, der teilweise über Eisengitter führt und von dem man wahnwitzige Felsformationen sehen kann. Manche Verrückte nehmen lieber den direkten Weg hoch: Kletterer!

Auf dem Rückweg drehen wir noch eine Runde durch Bad Schandau, das auch sehr unter dem Hochwasser gelitten hat. Aber es ist bereits viel wieder repariert worden. Obwohl die Leute nicht wissen, ob die ganze Feuchtigkeit schon aus den Gebäuden raus ist!



Mittwoch, 27.08.2003 Bad Schandau - Dresden 66 km
Donnerstag, 28.08.2003 Stadtbesichtigung Dresden

Langsam wird das Wetter deutlich kühler, schließlich ist es ja auch schon Ende August! Außerdem weht ein strammer Westwind, also Gegenwind für uns!

Bis Königstein fahren wir linkselbisch, ab Königstein rechtselbisch. Anfangs geht es auch ab und zu rauf und runter. Insgesamt ist dies ein landschaftlich schöner Streckenabschnitt.
In Pirna machen wir Pause und schauen uns den hübschen Marktplatz mit dem Cannaletto-Haus an.

Als wir fast in Dresden sind, stellen wir fest, dass ein elb-naher Campingplatz das Hochwasser des letzten Jahres nicht überlebt hat, wir müssen also den Campingplatz in Dresden selber ansteuern.
Da wir keine rechte Vorstellung haben, wo der liegt und natürlich keine Adresse, Karte oder ähnlich nützliches Material haben, biegen wir irgendwo von der Elbe nach links ab Richtung Zentrum, um dort einen Stadtplan zu erwerben oder Hilfe vom Tourist-Info zu bekommen.
Das ist ein Fehler! Es wäre nämlich viel einfacher gewesen, nur weiter an der Elbe entlang zu fahren, bis man quasi im Zentrum ist.
So verschaffen wir uns statt dessen eine Etappe "nach Art des Hauses", auf der wir fluchend weiter treten, ohne zu wissen, wo wir sind und auf der wir einige Kilometer im Kreis fahren.
Wenigstens kommen wir bei dieser Gelegenheit an der "Gläsernen Fabrik" von VW vorbei.(Wer soll eigentlich diese hier hergestellte Edelkarosse Phaeton kaufen?)

Die Einfahrt in das Stadtzentrum ist dann ziemlich ernüchternd! Kalte Plattenbauten empfangen uns an der Prager Straße. Wir sind etwas verwöhnt von Prag und anderen tschechischen Städten und sind zunächst enttäuscht von Dresden. Aber man darf ja nicht den Grund dafür vergessen: die Ereignisse im Zweiten Weltkrieg und die Zeit der DDR. Beides war sicherlich nicht förderlich für das Stadtbild.

Um die Etappe "nach Art des Hauses" wirklich zu vervollkommnen, dürfen wir zum Schluss noch recht weit aus der Stadt hinaus radeln, natürlich den Berg hinauf, und das lange!
Der Camping in Mockritz ist dann aber angenehm und sehr zuvorkommend geführt.

Am nächsten Tag fahren wir mit dem Bus in die Stadt und absolvieren "das kleine Touristen-Pflichtprogramm". Es handelt sich allerdings um eine angenehme Pflicht. Wir müssen unsere gestrige Ersteinstellung zu Dresden revidieren, man findet durchaus viel Atmosphäre und viele schöne Ecken.

Da wir heute das kleine Touristenprigramm erledigen, gucken wir uns alles erstmal von außen an: die Frauenkirche, das Schloss, den katholischen Dom, die Bühlsche Terrasse, den Hauptbahnhof (in der Renovierung, Flutschäden noch sichtbar), die Semperoper, den Zwinger, den Goldenen Reiter, die Hauptstraße in der Neustadt.
Wir werden auf jeden Fall noch einmal nach Dresden kommen, spätestens, wenn wir den restlichen Teil des Elberadweges befahren. Dann werden wir uns einiges genauer anschauen.

Die Hauptstraße in der Neustadt auf der anderen Seite der Elbe erweist sich als schöne Allee und wir finden ein Café mit Flair bei den Markthallen. Danach streunen wir noch durch die Seitengassen und entdecken eine Ecke mit Kleinkunsttheater, Bistro und Kunsthandwerkern. Dort erstehe ich ein Andenken in Form eines Glasanhängers mit chinesisch anmutender Gravierung.

An einer Straßenbahnhaltestelle weiter außerhalb kommen wir wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, als zwei junge Männer sich prügeln. Keiner hilft dem offensichtlichen Opfer und dessen Freundin fleht die wartenden Fahrgäste um Hilfe an. Rudi fühlt sich schließlich bemüßigt dem Opfer zu helfen. Dabei läuft er Gefahr, auch einen übergebraten zu bekommen, weil die beiden Kontrahenten völlig unansprechbar sind und ohne Rücksicht auf Verluste weiter prügeln. Irgend jemand hat inzwischen die Polizei gerufen. Als sie erscheint, verschwindet die Freundin plötzlich, der vermeintliche Angreifer auch und es stellt sich bei dem "Opfer" heraus, dass er wegen eines völlig nichtigen Grundes aggressiv gegenüber dem "Angreifer" geworden war und diesen Streit vom Zaune gebrochen hat. Man wird nachdenklich!



Freitag, 29.08.2003 Dresden - Marienheide 534 km (Auto)

Die Idee mit dem Mietwagen haben wir nicht ganz aus den Augen verloren. Wir stellen fest, dass dies eine ganz praktische Lösung ist, die sich auch noch rechnet. Rudi holt einen Passat-Combi in Dresden ab und wir packen auf dem Campingplatz alles in das Auto.
Auch die Räder passen hinten hinein, wenn man die Rückbank umklappt.
Wir können mit dem Auto in einem Rutsch bis vor die Haustür fahren und brauchen nicht zig-mal umsteigen (was bei Bahntransport nötig geworden wäre). Am nächsten Tag können wir das Auto in Gummersbach abgeben. Das ganze für eine Tagespauschale von 80 € + Benzinkosten. 2 Personen + 2 Räder per Bahn wäre teurer geworden.

Je weiter wir der Heimat entgegen kommen, desto ungemütlicher wird das Wetter. Wir kommen bei 12 Grad und Nieselregen zu Hause an.



Fazit

Es war eine tolle Tour! Unsere erste Begegnung mit dem "Wilden Osten" war klasse! Wir haben festgestellt, dass alles relativ ist, dass wir Deutschen viel zu viel jammern, dass die Tschechen ein freundliches und fröhliches Volk sind, dass es gut tut, zu sehen, wie man anderswo mit Problemen viel lockerer umgeht.

Eigentlich sollte der Teil in Tschechien nur ein kleinerer Teil unserer Radtour an der Elbe sein, eine Art Nebenprodukt sozusagen, weil die Elbe nun mal dort entspringt. Aber so schnell konnten wir dort nicht hindurch fahren, dafür war es zu interessant und zu schön.
Wir werden die Elbe wohl weiter mit dem Rad entlang bereisen, allerdings eher von Cuxhaven aus, denn der Gegenwind (Westwind!!) war stellenweise schon heftig und lästig. Also werden wir irgendwann von Norden nach Dresden kommen, entlang dieses Teils der Elbe ist ja auch noch sooo viel zu sehen!