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Donnerstag, 03.05.2012: Marienheide - Irun
Dies ist eigentlich "unser Tag", also der Tag, an dem wir ein Paar wurden. Trotzdem sitze ich um 6.13 Uhr im Zug von Marienheide nach Köln, um mich auf den Camino zu begeben.

Ich mache es tatsächlich, obwohl ich nach der ersten Erfahrung im letzten Jahr eher vom Pilgern auf dem berühmten Camino Frances abgeschreckt war. Es waren mir zu viele Pilger unterwegs, das "Rennen" um die freien Betten ging mir erheblich auf die Nerven, mir kam das alles viel zu touristisch vor.
Aber irgendwie hat es immer in meinem Inneren genagt: ich wollte das, was ich angefangen hatte, auch zu Ende bringen.

So bin ich nun auf dem Weg nach Burgos, dem Ort, in dem ich vor einem Jahr meine ersten Pilgeretappen (vorerst) beendet hatte.
Ich fühle mich gut gerüstet, denn nun weiß ich ja, was auf mich zukommt. So empfinde ich die Anreise nach Burgos richtig "easy", weil ich dieses Prozedere bereits kenne.

Gut - dass die Oberbergische Bahn mehrmals auf freier Strecke anhalten muss und schließlich mit fast 30 Minuten Verspätung in Köln ankommt, macht mich dann doch ein bisschen unruhig. Wie gut, dass ich reichlich Zeit für den Anschluss in Köln eingeplant hatte.

Dann mit dem Thalys nach Paris Nord, von dort mit der Metro Linie 4 Richtung Porte d'Orléans bis zum Bahnhof Montparnasse (Metro-Ticket wird im Bistrowagen des Thalys gekauft) und von dort weiter mit dem TGV nach Irun.
Der Zug ist irre lang, mein Wagen hängt direkt hinter der Lok, fast schon außerhalb des Bahnhofs, und ich muss mich sogar beeilen, dass ich noch rechtzeitig einsteigen kann. Man hat zwei Züge aneinander gehängt, in Dax wird der längere Teil abgekoppelt und fährt Richtung Tarbes.

Die Züge sind gut besetzt und ich verbringe die doch recht lange Zugfahrt mit Lesen. Das Buch muss ich noch vor Antritt des Pilgerns fertig lesen, es wird bestimmt nicht mitgeschleppt! Dieses Mal habe ich mir auch die Verpflegung für die Reise mitgebracht. Einmal Camper, immer Camper: selbst die Remoulade für die hartgekochten Eier wurde in ein kleines Plastikfläschchen eines namhaften Outdoorausstatters in Köln gefüllt!

Übrigens habe ich beim Zugfahren in Frankreich eine gute Anregung für andere Länder gefunden: man geht zum Telefonieren aus dem Abteil hinaus in den Vorraum, so dass man niemanden stört! So einfach ist das!

Während mich in Frankreich die gelb leuchtenden Rapsfelder begeistern, empfängt mich Irun mit Regen und auf den Pyrenäen liegt Anfang Mai noch reichlich Schnee.
Es ist nun doch recht spät geworden und so komme ich erst gegen 22.00 Uhr dazu, 2 canas (Bier vom Fass) und einige Pinchos in einer Altstadtkneipe von Irun zu mir zu nehmen.
Vom Bier leicht beschwingt kehre ich in mein Hotel zurück und genieße noch diesen Komfort.

Der erste Schritt auf meinem Camino ist geschafft, unterstützt von den vielen guten und lieben Wünschen meiner Familie, meiner Freunde und meiner Pilgerschwestern und -brüder des letzten Jahres.

Frei nach Hape Kerkeling:
Erkenntnis des Tages: Erfahrungen verleihen Sicherheit!

 
Freitag, 04.05.2012: Irun - Burgos
Mein erstes spanisches desayuno im Hotel war gut, auch wenn es "nur" süße Dinge gab. Zumo de naranja natural und café con leche sind wirklich prima!

In 15 Minuten bin ich am Bahnhof, der Zug nach Burgos wird hier eingesetzt, so dass ich keine Hektik entwickeln muss. Ab hier betrete ich ja nun Neuland auf meinem Camino.
Die erste Klasse ist ziemlich leer, in meinem Wagen sitzen noch 5 laut schnatternde französische Pilgerinnen, die in diesem Jahr von Sarría aus den letzten Teil des Camino gehen wollen, sie haben den Weg in mehreren Jahren in Etappen gemacht.

Die Landschaft, die wir durchfahren, ist toll, hier irgendwo müssen auch die Picos de Europa sein, die wir vielleicht im September besuchen wollen. Ich freue mich auf diese erste Reise mit Rudi, die wir dann gemeinsam außerhalb der Ferien antreten können, da er nun ja auch pensioniert wird.

Burgos empfängt mich auch wieder mit Regen! Er fängt in dem Augenblick an, in dem ich den Zug verlasse und den Bahnsteig betrete! Der Bahnhof ist sehr neu und liegt ganz weit außerhalb der Stadt.
Ich habe Glück und erreiche gerade noch einen Bus, mit dem ich in die Innenstadt fahren kann.
Mein Hotel liegt sehr zentral, ich bin zufrieden.
Nur das Wetter könnte besser sein: es ist Aprilwetter und insgesamt ziemlich kalt! Immer wieder regnet es. Das macht das Herumstreifen durch die Stadt nicht einfach. Egal: im letzten Jahr habe ich mir Burgos nicht angeschaut, das will ich nun heute machen.

Die Kathedrale ist sehenswert! Genauso auch die Gassen und Plätze der Altstadt und der Aussichtspunkt etwas unterhalb der Burg. Von dort geht mein Blick zu den Bergen, die noch schneebedeckt sind! Und es regnet immer wieder, ist sehr windig und ungemütlich.
In diesem Jahr war der Frühling wohl viel kälter als 2011, ich mache ein "Beweisfoto" der Platanenallee am Fluss: es sind im Gegensatz zu letztem Jahr noch keine Blätter dran!

Zum Abendessen gehe ich zurück in mein Hotel, irgendwie traue ich mich noch nicht alleine in völlig fremde Umgebung.
Es ist dort an langen Tafeln fein eingedeckt und man weist mir einen Platz an einem Einzeltisch im hinteren Eck zu. Ich komme mir vor wie an einem Katzentisch. Aber die Servicekräfte sind sehr nett und außerdem wird es für mich noch recht interessant: es trifft nämlich bald eine slowakisch-spanische Delegation ein, die sich hier zum Freundschafts-essen versammelt hat und mir viel Unterhaltung durch Beobachtung bietet.

Erkenntnis des Tages: Auch ein Tag in einer sehenswerten Stadt kann bei Regenwetter Längen bekommen.

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